Samstag, 30. August 2014

Flug und erster Tag


So meine Lieben, ich bin jetzt seit einem knappen Tag hier in Taiwan und habe es endlich hinbekommen, einen Blog zu erstellen damit ich meine Erfahrungen und all die kuriosen Dinge, die ich hier so erlebe mit euch teilen kann.Am Freitag hieß es morgens um halb zehn zunächst Abschied nehmen von der Heimat. Ich muss gestehen, es fällt mir schwer, alles hinter mir zu lassen und in ein mir völlig fremdes Land zu ziehen, um dort für ein halbes Jahr zu studieren. Andererseits jedoch habe ich im Hinterkopf stets die Gewissheit, dass ich ja in sechs Monaten bereits wieder daheim sein werde. Ich habe mir daher fest vorgenommen, die Zeit hier zu genießen; auch wenn es am Anfang vielleicht etwas schwer fallen mag.
Jedenfalls bin ich inzwischen wohlbehalten in Taiwan angekommen. Nach einem 12-stündigen Flug, bei dem ich zum allerersten Mal mitten durch ein Gewitter geflogen bin. Es war wie Achterbahnfahren, wurde jedoch der Beruhigung halber von der Crew liebevoll als "rough air" bezeichnet.. naja, meiner Meinung nach, ist es schon mehr als nur rough, wenn die Blitze durchs Flugzeugfensterrollo sichtbar werden und man durchgeschüttelt wird wie im Schleudergang der Waschmaschine. Aber okay. Ich habs ja überlebt.
Nach der Landung dann wie üblich Koffer suchen, kurz frisch machen und raus. Dort war ich dann glücklicherweise nicht auf mich allein gestellt, sondern meine Freundin Shompoo und ihre Schwester haben mich abgeholt. Die ersten 10 Tage bin ich nämlich zu Gast bei ihrer Familie bevor es los geht mit dem Studium.
Wir stürzten uns also in das Wirrwarr von Bus und Bahn, Hochgeschwindigkeitszügen und Bimmelbahnen. Im Gegensatz zur allseits bekannten Unpünktlichkeit der deuschen Version des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs kommen taiwanesische Bahnen fast immer auf die Minute genau pünktlich. Das sagt jedenfalls Shompoo, ohne die ich definitiv aufgeschmissen und Lost-in-Taiwan-railway gewesen wäre! Sie bringt mich freundlicherweise am 9. dann auch direkt bis zur Uni, damit ich mich mit meinem Riesenmonsterkoffer nicht verfahre und damit sie mir zeigen kann, wo ich mich wie am Campus orientieren kann. Extrem süß von ihr, zumal wir hier nicht gerade in der näheren Umgebung von Taipei wohnen, sondern erstmal 4 Stunden Zug fahren müssen. In Changhua 彰化 um genau zu sein, was im Nordwesten der Insel in der Nähe von Taichung 台中市 gelegen ist.
Da das eine ziemlich kleine Stadt ist, in der man wenige Touristen sieht, bin ich als hellhäutiger Blondschopf mit blauen Augen natürlich DIE Attraktion hier.. beziehungsweise gucken die jüngeren Kinder immer panisch-interessiert, als ob sie einen Geist gesehen hätten.. wirklich sehr aufmunternd, wenn sich alle vor einem verstecken wollen xD

Shompoo, also meine Schwester, und ich
Anstatt mich auszuruhen, ging es gestern noch auf einen Stadtrundgang.
Wir haben einen Tempel besichtigt und Räucherstäbchen angezündet, wobei ich erfahren habe, das es viele verschiedene Buddhas gibt anstatt nur einen einzigen. Sie haben jeweils ihren eigenen "Zuständigkeitsbereich", ähnlich wie bei uns die Schutzheiligen, und werden auch einzeln um Beistand gebeten,je nach dem, was für ein Anliegen man hat.


Nach dieser kleinen religiösen Lehrstunde sind wir weitergefahren in den historischen Stadtkern. Dort gab es nicht nur jede Menge hübsche traditionelle Gebäude, sondern auch einen kleinen Markt, der sich durch kleine Gässchen schlängelte und auf dem es allei kuriose Dinge zu bestaunen gab. Vor Allem in puncto Lebensmittel. Zum Beispiel verschiedene Meerestiere (teilweise noch lebendig), denn Seafood ist hier an der Küste natürlich sehr populär. Oder einen Zuckerbäcker, der Zuckermasse in einer Holzform aufgepustet hat, um Tierkreiszeichenfiguren herzustellen. Oder taiwanesisches Eis: crushed ice mit verschiedenem Gelee-Zeug (keine Ahnung was genau) und süßem Milchteepulver oben drüber, was man dann alles miteinander vermatscht hat. Klingt vielleicht ein bisschen merkwürdig, war aber lecker und erfrischend (bei rund 38°C und 1000% Luftfeuchtigkeit...)!

Taiwanese Style Crushed Ice mit leckerem bunten Schwabbelwabbel und süßem Milchpulver

Damit wären wir auch schon beim Abend angelangt. Der wohl anstrengendste Teil des gestrigen Tages, weil es nämlich zu Oma zum Abendessen ging. Das sagt eigemtlich schon alles, weil einfach in jedem Land alle Omas gleich sind: Sie wollen nur dein Bestes und stopfen dich gnadenlos mit Essen voll, obwohl du schon satt bist und erzählen dabei pausenlos! Ich kann bestätigen, taiwanesische Omas sind genauso xD Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ich die Amaa hier leider kein bisschen verstehen kann. Und sie mich ebenso wenig. Weil ich gebrochen Mandarin spreche und sie nur taiwanesischen Dialekt kann. Das Reden haben allerdings die anderen zig Familienmitglieder übernommen, Cousinen und Cousins und Tanten und Onkel und deren Kinder (nachdem sie die Angst vor mir überwunden hatten). Ich konnte sie so gar nicht auseinanderhalten, trotz Stammbaum, den man mir aufgemalt hat. Das einzige was ich verstanden hab war, dass vier Generationen vertreten waren und Amaa drei Töchter und zwei Söhne hat, wovon dann jeweils Kinder und deren Kinder anwesend waren. Entsprechend hoch war der Lautstärkepegel. Eigentlich war es sogar ganz lustig, weil fast alle Chinesisch mit mir geredet haben und ich so gut es geht zu antworten versucht habe. Das Meiste lief über einen Mischmasch aus Chinesisch und Englisch, teiweise ist mir das ein oder andere Wort auf Thai rausgerutscht. Alles in Allem war mein Gehirn am Ende ganz verknotet vom sprechen und den neuen Erfahrungen. Und ich war heilfroh, als ich endlich ins Bettchen klettern konnte. Schließlich hatte ich im Flugzeug nicht schlafen können und war daher rund 33 Stunden wach!
Heute fühle ich mich ausgeruht und bin gespannt, was wir so unternehmen werden. Man hat mich ja schon vorgewarnt, dass mir sicherlich nicht langweilig werden wird..