Freitag, 30. Januar 2015

Amazing Thailand

Es ist einerseits ziemlich schwierig meinen Kurzurlaub in Thailand in möglichst wenig Worte zu fassen, und andererseits gibt es nicht wirklich etwas zu berichten, denn Thailand hat sich seit sechs Jahren kaum verändert; "same same, but different" wie man dort so schön sagt. Aus welcher Perspektive auch immer man es betrachtet steht jedoch eines fest: Dieses Land, das durch einen Schüleraustausch damals quasi zu meiner zweiten Heimat wurde, ist wahrhaft vielseitig, wunderschön und immer wieder für Überraschungen gut. Anstatt in die paradiesisch anmutende Küsten- und Inselregionen (die ich ja schon auf einer der Touren mit meiner Austauschorganisation hatte besuchen dürfen), trieb es mich diesmal in die pulsierende, von Touristen überlaufene Metropole Bangkok - im Nachhinein ehrlich gesagt eine Stadt, die man sich durchaus sparen kann, da Thailand so viele, weitaus beeindruckende und wesentlich "thailändischere" Orte zu bieten hat, insbesondere im Hinblick auf die Mentalität - aber der Reihe nach:  
Mit gepacktem Rucksack und voller Vorfreude auf meine allererste Rückkehr an einen Ort, an dem ich ein ganzes Jahr meines Lebens verbracht hatte, ging es am letzten Samstag in Richtung Taipei Taoyuan Flughafen. Dreieinhalb Stunden sowie einen Hitze-/Luftfeuchtigkeitsschock später landete ich auch schon in Bangkok. Während die Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt ein leichtes war, stellte sich die Suche nach meinem Hostel als wesentlich anspruchsvoller heraus. Nachdem ich über eine halbe Stunde lang verwirrt in der Gegend umhergeirrt war und eine wildfremde Frau auf ziemlich kaputtem (dazu später mehr) Thai nach dem Weg gefragt hatte, traf ich an einer Kreuzung durch Zufall eine Taiwanesin, die dasselbe Ziel hatte und im Gegensatz zu mir den Weg genau wusste. Im Endeffekt war ich zweimal an der Straße vorbeigerannt, in der sich das Hostel befand...
Meine Unterkunft erwies sich trotz fragwürdiger Lage im obskuren Bahnhofsviertel als sehr zufriedenstellend ausgestattet, sauber und bequem.
Mein erster richtiger Urlaubstag begann nach einer erholsamen Nacht am relativ frühen Sonntagmorgen. Auf dem Plan stand der meiner Ansicht nach ziemlich berühmte "Zugmarkt" in Samut Songkram, den ich in Deutschland schon derart oft im Fernsehen gesehen hatte, dass ich mir das Spektakel unbedingt einmal von Nahem ansehen musste (für alldiejenigen, die keine blassen Schimmer haben, worum es gerade geht, hier ein aussagekräftiges YouTube-Video: https://www.youtube.com/watch?x-yt-ts=1422579428&v=MTE0Vk7fomE&x-yt-cl=85114404
Gesagt getan. Wie es sich für einen Zugmarkt gehört, fährt man natürlich mit dem Zug hin. Es gibt auch einen direkten Reisebus dorthin, aber dabei ginge ja die Autentizität der Gesamterfahrung verloren! Außerdem haben mich die Züge mit insgesamt 10 Baht (man muss einmal in Samut Sakhon mit der Fähre nach Ban Laem übersetzen und dort in den Zug nach Mae Khlong umsteigen) gerade mal ein Sechstel des Busfahrpreises gekostet. Dafür dauert es zwar dreimal so lang, bis man endlich ankommt, aber die abenteuerliche Fahrt mit einem altersschwachen Zug, der jeden Augenblick auseinanderfallen könnte und dermaßen langsam unterwegs ist, dass wir beinahe von Fußgängern überholt worden wären, bleibt für immer in Erinnerung! Zudem hat man auf diese Weise die Möglichkeit, das Spektakel direkt aus dem Zug zu beobachten. Ich saß zum Glück im hintersten Abteil und konnte so zuschauen, wie sich der Markt hinter mir direkt wieder schloss, nachdem wir hindurch gefahren waren. Wirklich sehr beeindruckend und faszinierend und die weite Anreise war es allemal wert! Nach einem Rundgang über den Markt selbst und einem leckeren Mittagessen ganz in der Nähe ging es dann auch schon wieder zurück nach Bangkok, diesmal jedoch im Bus.
Abends habe ich mir noch Chinatown angesehen, von dem ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht war. Denn ich hatte es viel lebendiger und authentischer in Erinnerung, mit einem sich durch die winzigen Gässchen schlängelnden Markt und kaum Touristen. Nunja, vielleicht war es die Tageszeit oder ich war generell in einem anderen Teil des Viertels als vor sechs Jahren. Etwas traurig war ich dennoch.
Am Montag hieß es früh aufstehen, weil ich um halb 8 nach Ubon Ratchathani geflogen bin, in die im nordostthailändischen Isaan gelegene Stadt, in der ich damals gelebt hatte. Meinen ersten Flashback erlebte ich am Bahnhof Hua Lamphong, von dem aus ich zum Flughafen gefahren bin. Es war unerwarteterweise derselbe, an dem ich damals mit meine Gasteltern angekommen war. Dazu kam das ständige Hören der halb vergessenen und dennoch vertraut klingenden Sprache sowie diverse, für mich ganz speziell "thailändische" Gerüche. Und als ich schließlich in Ubon meine alte Schulfreundin wiedertraf und wir abends bei meiner Gastfamilie vorbeigeschaut hatten, war es endgültig vorbei. Die Erinnerungen prasselten nur so auf mich herein; das Ergebnis war ein verwirrernder und zugleich wunderbarer Gefühlsmischmasch. Außerdem hatten sich meine Ohren und mein Sprachzentrum inzwischen wieder an Thai gewöhnt, sodass ich - zu meinem eigenen Erstaunen - in der Lage war, mit wahnsinnig eingerosteten Sprachkenntnissen zwischenmenschliche Kommunikation zu betreiben und mich verständlich zu machen. Einfach wunderbar! Und viel zu schade, dass ich nur einen einzigen Tag im Isaan habe verbringen können...

An meinem vorletzten Tag in Bangkok habe ich eine Bootsfahrt auf dem Chao Praya River unternommen und mich in weniger von Touristen überschwemmte Teile der Stadt geflüchtet, wo ich sowohl meinen Shoppingdrang als auch den knurrenden Magen befriedigen konnte. Für den Abend stand die Khaosan Road auf meiner imaginären To-Do Liste. Prinzipiell eine sehr touristische Party- und Shoppingmeile im Herzen Bangkoks, die schon irgendwie ihren Charme hat. Doch das wahre "Thailand" war es für mich nicht, auch wenn ich diese Straße eindeutig als lohnenswerte Sehenswürdigkeit einstufen würde.
Mit dem darauffolgenden Mittwochmorgen brach leider auch schon mein letzter Tag in Thailand an. Zunächst habe ich den Grand Palace und den Temple of the Emerald Buddha (Wat Pra Kaeo) besichtigt, für den man nicht nur angemessen (sprich schulterbedeckend und überknielang) gekleidet sein musste, sondern auch nach Möglichkeit recht früh dort sein sollte.  
Ansonsten läuft man - wie an eigentlich allen sehenswerten Attraktionen Bangkoks - Gefahr, in einem Meer aus Touristen unterzugehen. Nichtsdestotrotz war auch dies ein sehr prägendes Erlebnis, denn beide Bauwerke sind höchst beeindruckend und Erfurcht erweckend!

Am Nachmittag zog es mich in die Gegend um die Sukhumvit Road und Siam Square, wo sich verschiedene kleine Cafés und Shoppingzentren aneinanderreihen. Zuletzt habe ich von dort aus einen Spaziergang zum Victory Monument unternommen, wo es nichts allzu Besonderes zu sehen gab - abgesehen vielleicht von einem riesigen
Kreisverkehr mit dem Monument in der Mitte und einem darum herum angeordneten Busbahnhof, der Umschlagplatz für ausnahmslos ALLE Buslinien Bangkoks zu sein schien. Auch zum Flughafen gab es eine direkte Verbindung, für die ich nach einem langen, heißen Tag mit schmerzenden Füßen und Rücken vom vielen Herumlaufen äußerst dankbar war. 
Mein Fazit ist denke ich eindeutig erkennbar: Ich habe mich gefreut wie ein Honigkuchenpferd, nach einer gefühlten Ewigkeit von sechs Jahren endlich wieder in meine quasi-zweite Heimat zurückzukommen. Ich habe in kurzer Zeit viel gesehen und erlebt und war größtenteils auch sehr beeindruckt davon. Auf der anderen Seite jedoch hat mich insbesondere die extreme Armut in Form von in den Straßen und um den Bahnhof herum nächtigenden obdachlosen Menschen zutiefst erschüttert. Ebenso ist es unglaublich schade, dass Bangkok (hoffentlich nicht ganz Thailand!) hochgradig auf Tourismus fixiert zu sein scheint und dabei die typisch thailändische Mentalität kaum noch vorhanden ist! Und mal ganz ehrlich: Man kann definitiv NICHT behaupten "in Thailand gewesen" zu sein, wenn man in Bangkok mal auf der Khaosan Road eine traditionelle Thai-Massage genossen hat, oder?

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