Freitag, 2. Januar 2015

Zum Jahreswechsel nach Tokio

Es ist gerade halb zwei Uhr morgens, noch fünf Stunden sind es bis zum Check-In. Die heutige Nacht, meine letzte in Japan, verbringe ich mit einer Freundin am tokioter Flughafen Narita. Wir haben nämlich beide einen so frühen Flug erwischt, dass wir es mit öffentlichen Verkehrsmitteln am Morgen nicht geschafft hätten pünktlich anzukommen. Wir haben daher beschlossen, uns bereits am Abend zuvor zum Flughafen zu begeben. Dort müssen wir nun allerdings noch einige Stunden totschlagen. Nachdem man uns zweimal verscheucht und an einen weitaus weniger gemütlichen Teil des Flughafens verbannt hat, konnten wir es uns endlich einigermaßen heimelig machen. Da an Schlaf wohl kaum zu denken ist, nutze ich nun die verbleibende Zeit, um meine Eindrücke der letzten Woche in Worte zu fassen. Bilder gibt es natülich auch und den kompletten Blog veröffentliche ich irgendwann heute Nachmittag!

Das kleine Abenteuer begann vor ziemlich genau einer Woche, als ich mich mit gepacktem Rucksack und voller Wiedersehensfreude auf den Weg zum Flughafen machte. Die Reise führte mich nach Tokio, wo ich mich über Silvester mit zwei ebenfalls derzeit im Ausland studierenden Freundinnen treffen wollte. Nach einigen "Komplikationen" in Form eines im japanischen Schneegestöber feststeckenden Reisebusses, eines verspäteten Fluges sowie unserer mangelnden Ortskundigkeit, haben wir uns zum Glück doch noch gefunden und konnten den allerletzten Zug erwischen. Mit diesem fuhren wir in einen Randbezirk Tokios, wo unser Couchsurfing-Host uns bereits erwartete. Wir wurden herzlich empfangen, mit einem eigenen Zimmer und kuschlig weichen Betten. Zudem hat man uns quasi täglich zu einem heißen (und sehr entspannenden!) Bad überredet; ein Traum! Das Ganze war zwar leider nicht völlig kostenlos, aber bei umgerechnet rund zehn Euro pro Person und Nacht kann man sich wohl kaum beschweren, oder?! Zumal wir an Neujahr sogar zum Essen eingeladen worden sind und auf diese Weise einige typisch japanischen Speisen probieren konnten (ich möchte an dieser Stelle zum Thema Essen kurz hinzufügen, dass es im Allgemeinen recht fischlastig und seegrasig schmeckt und daher nicht immer ganz mein Fall ist; aber das Neujahrsessen war lecker! :) ).
Der einzige Nachteil unserer Unterkunft war, dass sie weit außerhalb vom Stadtzentrum lag und somit die tägliche Anfahrt nicht nur eine gute Stunde in Anspruch nahm sondern auch noch ziemlich teuer war. Das hinderte uns aber keinesfalls daran, allerlei touristische Attraktionen und bekannte Stadtviertel Tokios abzuklappern. Beispielsweise den Meiji-Schrein und den benachbarten Yoyogi-Park in Kombination mit dem etwas ausgefalleneren Stadtteil Harajuku. Wir waren auch in Shinjuku und Shibuya, die ich eher als Shopping-Viertel bezeichnen würde. Und natürlich haben wir auch einen Abstecher nach Akihabara, das sogenannte "Nerd-Viertel" Tokios gemacht. Auf der für Extravaganz und hohe Preise bekannten Ginza-Straße haben wir Chanel und Bulgari durch Schaufenster bewundert und waren außerdem im Ueno-Park, wo im Frühjahr die Kirschbäume in voller Blüte stehen und der japanischen Sakura alle Ehre machen. Der sich ebenfalls im Park befindliche Zoo ist dagegen eher weniger sehenswert, außer man ist ein besonderer Fan von Tieren, die in schlimmer als nicht-artgerechter Haltung in winzigen, verdreckten Käfigen vor sich hin vegetieren...

 










Zum Schluss haben wir noch die Tempelanlage in Asakusa besucht und den Skytree von Weitem bestaunt (ein komischer, nicht unbedingt hübscher, aber dennoch recht berühmter Trum im Herzen Tokios; siehe Bild rechts). Wir haben festgestellt, dass preisgünstiges Sushi auch in Japan nicht sonderlich gut schmeckt und dass man generell mit extrem hohen Lebenshaltungskosten kalkulieren sollte.
 


Neben straff durchgeplanten Tagen haben wir natürlich auch ein, zwei Entspannungspausen eingelegt, die wir zur Erkundung unserer näheren Umgebung genutzt haben. So sind wir beispielsweise an einem Abend in ein japanisches Sento gegangen. Das ist so ähnlich wie die Heißen Quellen in Taiwan, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht natürlichen Ursprungs sind und man gewöhnlicherweise komplett nackt dort badet.
An Silvester haben wir mit Jiyugaoka außerdem noch einen weiteren Randbezirk am südwestlichen Ende Tokios kennengelernt. Eine ehemalige Klassenkameradin aus Deutschland und ihre Freundin waren nämlich witzigerweise zu derselben Zeit in Tokio wie wir, sodass wir uns kurzerhand verabredet und den 31. Dezember in geselliger Runde verbracht haben. Was die Gegend um Jiyugaoka anbelangt, so fand ich sie persönlich um einiges hübscher als den eigentlich Stadtkern Tokios. Es gab viele winzige Straßen und Gasschen, die allgemeine Stimmung war kaum großstadtmäßig und hatte troztdem ein gewisses Flair, und sogar die Preise waren ein wenig niedriger als im Zentrum.
Insgesamt würde ich sagen, dass unser Kurztrip nach Japan sich sehr gelohnt hat! Ich habe zwar nicht ganz so viel "Verrücktes" gesehen wie erhofft, aber beheizte Klobrillen, ein Kanninchenknuddel-Café, Matcha-KitKat, Männer namens Otto* und einige wenige im Lolita-Style gekleidete Japanerinnen sollten für einen ersten Gesamteindruck des Landes und seiner Kultur genügen. 
man beachte den goldenen Rettich hinter mir ...
Ich habe außerdem gute Freunde wiedergetroffen, die ich seit einem halben Jahr oder länger nicht mehr gesehen hatte. Und ich weiß jetzt, dass man sich nicht unbedingt darauf verlassen kann, dass in einer fremden Stadt auf jeden Fall Englisch gesprochen wird. Das ist nämlich in Tokio nicht wirklich der Fall gewesen - vermutlich, weil die Japaner sehr schüchtern sind und sich nicht trauen etwas zu sagen, weil sie ja Fehler machen könnten. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass wenigstens eine von uns die Landessprache beherrschte, obwohl ich denke, dass man im allergrößten Notfall wohl auch mit Zeichensprache und Englischfetzen hätte kommunizieren können. Doch ich hatte das in einem so fortschrittlichen Industriestaat wie Japan einfach nicht erwartet.


*Bevor ich hier falsche Gerüchte in die Welt setze: Natürlich heißen NICHT alle japanischen Männer "Otto"! Das ist lediglich eine Anrede, die je nach dem wer gemeint ist, anders betont wirt, beispielsweise können Sohn oder Ehemann gleichermaßen mit "Oto" oder "Oto-san" angesprochen werden.
(Ich bitte allerdings um Korrektur, wenn das völliger Quark ist!)

1 Kommentar:

  1. In Asien war ich bisher nicht, da es sich einfach nicht ergeben hat. Vielleicht kann ich mal einen Urlaub dort verbringen, mein letzter ging in das Wellnesshotel Südtirol und hat mir ausgesprochen gut gefallen.

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