Dienstag, 16. September 2014

"Ein bisschen Bildung...

... muss auch mal sein" war sozusagen das Motto der letzten Tage. In der ersten Woche müssen wir noch nicht so viel in die Uni und außerdem verfügt diese wunderschöne Stadt über eine unheimlich große Auswahl an Museen, Galerien und anderen kulturellen Sehenswürdigkeiten. Was bietet sich da also besser an als all diese Orte der Reihe nach abzuklappern?
Wie ich schon berichtet hatte, begannen Eliezer und ich am Sonntag mit dem Taiwan National Museum. Dort war nicht nur der Eintritt frei, sondern wir haben auch noch interessante Ausstellungen erwischt. Die ändern sich nämlich in regelmäßigem Abstand und im Moment gibt es unter Anderem Islam in Taiwan, Taiwans Schwarze Jade und Ureinwohner Taiwans. Alles sehr informativ und außerdem war das Museum an sich allein von der (Innen-)Architektur her schon sehr schön, wie man ja hier links auf dem Bild sehen kann. Ganz viele Säulen und Gold und Marmor, und die Kuppeldecke erst...richtig toll!

Die beiden anderen Bilder sind Figuren von der Jadeausstellung, an der mich am meisten fasziniert hat, dass es so viele verschiedene Sorten Jade gibt. Ich hab immer gedacht, die wäre nur grün und das war's.
Aber offensichtlich gibt es Jade in vielen verschiedenen Formen, man kann allerlei damit anstellen und wertvoll ist sie natürlich sowieso, je nach Qualität und Verarbeitung.



Am Montag und gestern habe ich mich dann (wieder mithilfe des Reiseführers) eigenständig auf die Socken gemacht, um die Stadt zu erkunden. Als erstes bin ich zur Sun Yat-Sen Gedächtnishalle gefahren, um ein bisschen mehr über diesen Herrn zu erfahren. Das hat leider nicht ganz so gut geklappt, weil ich zu blöd war, richtig herum zu laufen. Ensprechend waren Ereignisse bunt gemischt und leicht zusammenhangslos und dass er politisch für Taiwan wichtig war, wusste ich vorher schon. Kurz bevor ich gehen wollte, hab ich noch einen Wachwechsel miterlebt. Allerdings nicht ganz bis zum Ende, weil es mir ehrlich gesagt zu langweilig wurde. Die Soldaten (?) haben sich nämlich dermaßen langsam bewegt, dass mir irgendwann beim Filmen nach 7 Minuten der Arm abgefallen ist. Und angesichts der Tatsache, dass sie noch lange nicht fertig gewechselt zu haben schienen bin ich gegangen. Nach draußen, wo mich das wohl berühmteste Bauwerk Taipehs schon erwartete. Der Taipeh 101, zu dem man von der Gedächtnishalle aus sogar prima laufen kann. Natürlich nicht ohne vorher ein Foto gemacht zu haben!
Am 101 angekommen musste ich dann feststellen, dass es der Touri-Spot schlechthin ist und ausschließlich Chinesen in großen Gruppen mit Reisebussen angekarrt werden. Der ein oder andere wird sich jetzt fragen, "hä, warum Chinesen? Sind doch alles Chinesen da, oder?". Nein. Sind es nicht! Ich bin ja schließlich in Taiwan, dessen Bewohner folglich Taiwanesen genannt werden. Chinesen dagegen kommen vom Festland und haben hier allgemeinhin einen eher schlechten Ruf, sie gelten als laut und unhöflich.
Nachdem ich also die Shoppingmall in den unteren Stockwerken des 101 erkundet und definitiv für preislich überteuert befunden hatte, habe ich versucht, in der näheren Umgebung des Turms etwas Interessantes ausfindig zu machen. Im Hinblick auf die inzwischen schon fortgeschrittene Stunde, wäre mir ein Nachtmarkt ganz lieb gewesen. Aber irgendwie gab es da nichts, sodass ich mich schließlich wieder auf den Weg zurück zum Wohnheim gemacht habe.

Gestern stand erneut Kultur auf dem Plan. Diesmal eher mit Schwerpunkt auf Historisches. Zunächst ging es zur Chiang Kai-Shek Gedächtnishalle, um chronologisch sinnvollen Anschluss an die zuvor besuchte Sun Yat-Sen Halle zu finden. Von außen wie von innen ein höchst eindrucksvolles Gebäude und diesmal war ich sogar in der Lage, die Ausstellung in der richtigen Reihenfolge abzulaufen. Zu jedem Lebensabschnitt gab es einen Raum mit vielen Fotos und Portraits an den Wänden und jeweils eine große Zeittafel als Übersicht über die wichtigsten Ereignisse. Auch waren persönliche Gegenstände aus den verschiedensten Lebensbereichen Chiang Kai-Sheks ausgestellt.

Zu guter Letzt habe ich noch das Museum für Chinesische Kunstgeschichte besichtigt. Hier musste ich ausnahmsweise mal Eintritt bezahlen, ganze 15 Yuan (ca. 40ct)! Im Übrigen habe ich bisher die Erfahrung gemacht, dass offenbar fast alle Museen oder Galerien freien Eintritt gewähren, insbesondere für Studenten, oder  zumindest einen fairen Preis verlangen.
In dem Kunstgeschichte-Museum jedenfalls bin ich auf einen Professor Starck von der Universität Göttingen gestoßen, der gerade eine Führung bekam. Ich wurde eingeladen, mich der kleinen Gruppe anzuschließen und erhielt so eine professionelle Erklärung zum Künstler und seinem Lebenswerk. Natürlich völlig kostenlos! Und interessant war es auch, weil dieser besagte Künstler wohl ziemlich berühmt war und ich erfuhr, dass er wohl aufgrund verschiedener Einflüsse im Laufe der Zeit seinen Stil immer wieder verändert und teilweise sogar revolutionäre Bilder gemalt hat. Unter Anderem hat er sich von Picassos Kunst inspirieren lassen, denn den hat er einfach mal persönlich getroffen auf einer seiner vielen Reisen.

Fürs Erste wäre es das jetzt erstmal mit Kultur und Geschichte, aber auf meiner imaginären Muss-ich-sehen-Liste steht auf jeden Fall noch das Nationalpalast-Museum! Das soll unheimlich toll sein und die Ausstellung wird wohl jedes Jahr komplett ausgewechselt, sodass es irgendwie 12 Jahre dauert bis jeder Gegenstand einmal zu sehen war. Außerdem gibt es dort wohl ganz viele Ausstellungsstücke, die man damals vor der Kulturrevolution gerettet und von China nach Taiwan geschafft hat. Eliezer war auch daran interessiert, also gehe ich mal davon aus, dass wir zwei das wieder zusammen oder vielleicht in einer kleinen Gruppe in Angriff nehmen werden, sobald wir Zeit dazu haben.










 






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