Sonntag, 14. September 2014

Kultur(schock)erlebnisse

Ich muss sagen, der Kulturschock als solcher ist diesmal im Vergleich zu meinem Thailandaufenthalt vor sechs Jahren noch relativ harmlos ausgefallen. Sofern er denn überhaupt vorhanden war. Denn schließlich liegt Taiwan in Asien und die Mentalität der in diesem Teil der Welt lebenden Menschen weist in vielerlei Hinsicht Parallelen auf. 
So hatte ich natürlich damit gerechnet, dass es hier "anders" und "komisch" sein würde; schlichtweg "asiatisch". Ich war einerseits gedanklich darauf eingerichtet, dass ich in Taiwan vermutlich auf eher zurückhaltend-höfliche Menschen treffen würde. Und dass ich mein Verhalten entsprechend würde ändern müssen, um nicht als "doofer Klischee-Ausländer" abgestempelt zu werden, der ja sowieso nur nach Taiwan gekommen ist, um sich zu amüsieren, sich über vermeindliche Unzulänglichkeiten zu beschweren oder der nicht im Geringsten wagt, sich kulturell anzupassen. Dieser Punkt ist vielleicht ein bisschen extrem dargestellt, aber so habe ich es von vielen Austauschschülern damals in Thailand erlebt. Und ich muss definitv hinzufügen, dass Taiwanesen sich grundsätzlich sehr offen und hilfsbereit gegenüber Ausländern zeigen, sofern man selbst mindestens genauso freundlich und respektvoll ist! Ich muss mir also nicht länger Sorgen machen, dass ich mich hier gnadenlos verlaufen werde. Denn sollte mein ausgezeichneter Orientierungssinn tatsächlich mal versagen, kann ich mit Sicherheit auf der Straße Menschen fragen, wie ich wieder nach Hause komme. Oder auf dem Campus (auf dem ich mich im Übrigen schon ein klitzekleines Bisschen auskenne!).
Andererseits ist "asiatisch" nahezu gleichbedeutend mit einer komplett anderen Esskultur. Nicht nur im Hinblick auf die Speisekarte sondern auch beim Essverhalten gibt es Unterschiede. In der Familie von Shompoo war es zum Beispiel so, dass normalerweise alles auf einem runden (in der Mitte drehbarem) Tisch stand, von dem sich dann jeder nehmen konnte, was er mochte. Das ist bei uns zwar ähnlich, aber die Auswahl hier war einfach viel größer. Verschiedene Gemüsegerichte, mit Tofu oder Fleisch, Tofuvariationen, Suppe(n), Meeresfrüchte und so weiter. Allerdings waren die Portionen kleiner als bei uns und nicht zuletzt war es eine riesige Familie. Aber auch im Restaurant bestellt man verschiedene Gerichte (grundsätzlich vorspeisengroß) die man dann miteinander teilt.
Ein anderer Aspekt der asiatischen Esskultur ist natürlich, dass man auch Außergewöhnliches isst. Neben Hühnerfüßen und -köpfen oder ganzen Fischen erwarten den mutigen und experimentierfreudigen Europäer Speisen, deren Verzehr von manch anderer Person als "oh Gott" oder gar "eklig" bezeichnet werden würde. Insbesondere findet sich solch abenteuerliches Essen auf den zahllosen Nachtmärkten. Einen davon habe ich gestern mit Eliezer (also meiner Mitbewohnerin) besucht. Wir hatten zunächst das Nationalmuseum besichtigt - sehr interessant und empfehlenswert, je nach dem was für eine Ausstellungen gerade dort sind (wir haben Taiwans Schwarze Jade, Ureinwohner Taiwans und Islam in Taiwan erwischt). Bei einem Kaffee beschlossen wir dann angesichts der fortgeschrittenen Stunde, auf einen Nachtmarkt zu gehen, weil man dort immer noch am günstigsten leckeres, traditionelles (und auch ausgefallenes) Essen bekommt. Ich nahm meinen Reiseführer (Danke, Robert&Roland! <3 ) zur Hand und wir entschieden uns schließlich für den HuaXi-Nachtmarkt und die Snake Alley. Das klang spannend und interessant und verrückt zugleich. Hier eine Auswahl der Dinge, die man hätte essen können:
getrocknetes Meeresgetier ...
Krokodil, Schildkröte ...



Füße, andere Körperteile, Innereien ...

Allerdings haben aber nichts davon probiert, keine Sorge! Wir haben nur entgeistert gestaunt. Wobei, Krokodil hätte uns schon interessiert. Oder die Schildkrötensuppe. 

...Schlange&Schlagenblut










Oder Schlangenfleisch. Aber leider war das sehr teuer und das war uns das Geld dann doch nicht wert, sodass wir uns etwas Alltäglicheres suchten. 
Das erste hier ist eher ein Nachtisch. Sieht vielleicht etwas eklig aus, aber die es ist waffelartiger Teig mit Süßkartoffelfüllung.


Das hier war Rettich (?) mit Tomate, Ei, Erdnüssen und Koriander. Sehr lecker!


Und zu guter Letzt ein kleines Stückchen Heimat. Durch Zufall in einer kleinen Bäckerei gesehen: Schokoladenbrot! Ist zwar nicht wirklich Heimat, weil ich das bei uns noch nie gesehen habe, aber immerhin Brot :D In verschiedenen Variationen. Mit Schinken/Käse, Kräuteraufstrich oder Kürbisstückchen. Auch cool!


Ich könnte jetzt ewig so weitermachen und Essen posten, aber dann wäre ich morgen früh noch zugange (dabei hab ich gerade erst halb 10). 
Mein Fazit ist jedoch, dass man hier so manche kuriose Sachen zu essen bekommen kann, die teilweise zwar befremdlich aber durchaus lecker sein können. Andere sind dagegen nicht ganz so ansprechend. Aber bislang bin ich immer noch satt geworden. Und ich habe noch lange nicht alles ausprobiert! Schließlich bleibt mir ja noch fast ein ganzes halbes Jahr, um das zu tun ;)




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