Donnerstag, 25. September 2014

Studentenleben (1/3)

Meine erste "richtige" Woche als Studentin an der National Taiwan University ist nun fast vorbei und natürlich gibt es allerlei zu erzählen. Die vorige Woche zähle ich nicht wirklich mit, weil das eher eine Phase des Eingewöhnens und Kursebeguckens war. Meinen allerersten und einzigen Unterricht hatte ich am Freitag, weil nämlich der Chinesisch-Kurs immer erst eine Woche nach Semesterbeginn anfängt.
Aber eins nach dem anderen. Wie ihr euch vermutlich schon gedacht habt, unterscheidet sich das taiwanesische Studentenleben grundsätzlich von dem an der Ruhr-Universität. Zunächst einmal habe ich mit drei Kursen einen vergleichsweise entspannten Stundenplan. Unter Anderem, weil Wirtschaftschinesisch leider zu überfüllt war als dass ich hätte reinkommen können. Alle anderen Kurse sind jedoch ungefähr das, was ich mir vorgestellt hatte: Wirtschaftliche Entwicklung Festlandchinas und Internationale Business-Strategien. Ich weiß, klingt vielleicht trocken und langweilig. Ist es aber nicht!
Womit wir auch schon bei Punkt zwei der Unterschiede wären: Den Dozenten. Ich weiß nicht, ob ich einfach nur Glück habe oder ob die generell so drauf sind.. aber insbesondere der IBS-Professor ist total locker und lustig, hat immer gute Laune und reißt die ganze Zeit über Witze. Er lief auch auf einmal durch den Klassenraum und fing an Selfies von sich mit uns im Hintergrund zu machen. Und in den Pausen hat er Gangnam-Style von PSY über YouTube laufen lassen, um für Stimmung zu sorgen. Außerdem verspricht er ständig, uns aus Motivationsgründen zum Essen einzuladen oder Frühstück mitzubringen (weil IBS von 9 bis 12h geht). Und nicht nur er sondern auch meine anderen beiden Dozenten sind so cool, wodurch das Lernen eindeutig leichter fällt und gleich viel mehr Spaß macht.
Als wäre es noch nicht genug, dass alle meine Professoren allein vom Charakter her schon sympatisch sind, habe ich in keinem einzigen Fach Mid-Term (also Klausuren in der Mitte des Semesters, die dieses Jahr ungefähr in die erste Novemberhälfte fallen würde). Auch Abschlussprüfungen habe ich bislang keine, außer vielleicht in Chinesisch. Aber ich bin ja auch schließlich hier, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Da hatte ich eigentlich damit gerechnet, in diesem Fach auch geprüft zu werden. Und dadurch, dass ich nun Wirtschaftschinesisch leider doch nicht belegen kann, habe ich zwar vermeindlich mehr Freizeit. Allerdings werde ich mich mal nach einer Tandempartnerin umsehen (also Sprachaustausch Chinesisch - Deutsch/Englisch), damit ich mich nicht langweilen muss und auch mal ans Sprechen komme.
Worüber ich mich diese Woche besonders gefreut habe war, dass ich in den Chinesisch Stufe 4 Kurs reingekommen bin. Ursprünglich war ich nämlich laut Ergebnis des Einstufungstests "nur" auf Level 3. Da bin ich Montag dann auch erstmal hin, habe aber nach der ersten halben Stunde gemerkt, dass ich unterfordert bin. Also hab ich direkt die Dozentin angesprochen, die mich in den höheren Kurs geschickt hat. Dort fühle ich mich eindeutig wohler und bin froh, dass ich mich noch nachträglich anmelden konnte. Das war nämlich nicht so selbstverständlich, weil es in diesem Semester dermaßen viele Studenten gibt, dass die Kurse sehr voll sind und nur eine bestimmte Anzahl teilnehmen darf. Aber am Ende konnte ich mich ja erfolgreich ummelden und alles ist gut.
Abgesehen von meinen Stundenplan ist das Unileben insgesamt komplett anders als in Deutschland. Erst einmal komme ich mir vor wie in Holland (oder Münster), weil ungefähr jeder der zigtausend Studenten ein Fahrrad besitzt, um auf dem Campus von A nach B zu kommen. Das hier ist noch harmlos:
Außerdem gibt es ganz viele verschiedene Clubs und Vereine. Von Bauchtanz über Luftballontiere basteln bis hin zu Kalligraphie und diversen Sportarten. Ich selbst bin seit heute mit einer Kommilitonin im Wander-Club. Wir hoffen zumindest, dass wir uns dort angemeldet und keine taiwanesische Waschmaschine mit Rückwärtsgang und Seifenblasenfunktion gekauft haben. Die junge Dame sprach nämlich ungefähr so gut Englisch wie wir Chinesisch, was dazu führte, dass es mit der Verständigung mehr schlecht als recht funktioniert hat. Naja, abwarten.
Die nächsten beiden Bilder sind eigentlich selbsterklärend. Aber ich musste das einfach reinbringen, weil ich mir das Schmunzeln kaum verkneifen konnte, als ich diese beiden Schildchen zum ersten Mal entdeckt habe:

Von kuriosen Toilettenbeschriftungen komme ich nun abschließend noch auf den Campus im Allgemeinen zu sprechen. Dass er riesig ist, hatte ich ja bereits erwähnt. Wer es immer noch nicht glaubt, kann sich gern selbst auf dieser interaktiven Karte http://map.ntu.edu.tw/ntu-eng.html vergewissern. Praktisch und extrem hilfreich, insbesondere für Menschen mit einem so ausgeprägten Orientierungssinn wie ich...
Aber selbst wenn ich mich dann doch mal auf dem Campus verlaufen sollte, überall gibt es (statt zentraler Riesenmensa) zahllose kleine Imbissstände, Bäckereien und Bubble-Tea-Shops, wo der hohle Zahn oder größere Hungerattacken erfolgreich gelindert werden können. 


Das hier ist der Blick von der Bibliothek aus in Richtung Haupteingang des Campus. Die breite Straße in der Mitte ist der Palmen-Boulevard, der das Universitätsgelände in zwei Hälften teilt und einen recht guten Orientierungspunkt bietet. Leider habe ich bislang noch nicht sooo viele Fotos auf dem Campus gemacht, weil ich keine Lust habe, meine Kamera immer mit mir herumzuschleppen. Aber da es im Moment auf den Winter zugeht, ist das Wetter nicht mehr ganz so toll und alles sieht ohnehin grauer und trister aus als es wirklich ist. Vielleicht erwische ich ja demnächst noch einen schönen Tag, dann kommen auf jeden Fall mehr Fotos.
Bis dahin wär's das jetzt aber erstmal wieder. Sobald es spannende Neuigkeiten gibt, werdet ihr es erfahren!





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