Samstag, 6. September 2014

Tag am Meer

Manch einer wird sich anhand der Überschrift bereits gedacht haben, dass ich wohl heute einen wundervoll entspannten Tag an einem der paradiesischen Strände Taiwans verbracht habe.
Als meine Schwester sagte, wir würden ans Meer fahren, dachte ich das zunächst auch und freute mich schon innerlich sehr darauf. Allerdings verstarb mein letztes Fünkchen Hoffnung auf einen Tag mit Sandstrand und Baden, als wir mit Gummistiefeln, Eimer und Schüppchen bepackt ins Auto stiegen. Außerdem befanden sich lange Überziehärmel und - hosenbeine nebst Kopfbedeckungen und reichlich Wasser im Gepäck. 
Wir fuhren tatsächlich an die Küste. Mitsamt Omma (diesmal mütterlicherseits) und einer Tante mit ihren Kindern; glaube ich zumindest. Fest steht, dass sie Verwandtschaft unbekannten Grades waren! Auf dem Plan stand erstaunlicherweise eine Wattwanderung, inklusive Tourguide, der allerlei Krabbelvieh beim Namen kannte und uns dazu auch immer etwas erzählt hat. 

Leider war mein meeresbiologisches Vokabular noch nicht ausgeprägt genug, um auch nur ansatzweise verstehen zu können, was genau er da von uns wollte. Aber Spaß gemacht hat die Sache trotzdem. Am Ende haben wir zig verschiedene Krebse und Muscheln entdeckt, wobei letztere in einem Eimer und später am Abend auf unseren Tellern landeten. 
Bei näherer Betrachtung der Bilder wird dem ein oder anderen aufgefallen sein, dass ich als Einzige KEINE langen Ärmel oder eine lange Hose trage. Der Grund ist wieder eine der besonderen Eigentümlichkeiten der Taiwanesen; beziehungsweise der Asiaten insgesamt. Hab ich in Thailand auch schon beobachtet. Anders als bei uns ist eine dunkle Hautfarbe nicht etwa ein Zeichen für Gesundheit und Reichtum, sondern bedeutet das genaue Gegenteil. So kommt es, dass die Menschen hier regelrecht "Angst" vor der Sonne haben und sich möglichst bedeckt halten. Ein bisschen mag es vielleicht auch daran liegen, dass die Sonne ziemlich auf der Haut brennt, aber hauptsächlich wollen Asiaten einfach nicht braun werden. Die Kinder haben mich heute diverse Male für bekloppt erklärt und ich musste immer wieder betonen, dass das mit der Hautfarbe in Deutschland genau andersrum ist.
Prinzipiell war die Wattwanderung auch schon das Highlight der letzten beiden Tage. 
Ansonsten ist nichts Besonderes geschehen. 
Außer vielleicht, dass wir gestern eigentlich auch einen Familienausflug unternommen haben, der aber irgendwie ein Schuss in den Ofen war. Ich weiß nicht genau, was der ursprüngliche Plan gewesen ist, aber scheinbar hat es nicht funktioniert. Sonst wären wir nämlich nicht 40 Minuten irgendwo in die Pampa gegurkt, nur um an einer berühmten Gebäckfabrik anzuhalten, auf die Toilette zu gehen und dann wieder zurückzufahren...
Möglich ist, dass wir die Fabrik besichtigen wollten und dass das nicht ging, aber man hat mich nicht aufgeklärt.
Das Tollste an dem Kurzausflug war noch, dass wir an Ananas-Feldern vorbeigefahren sind. Ich hab leider keine Fotos machen können, weil wir nicht angehalten haben. Aber das sah einfach mega cool aus! So groß wie bei uns ein Kornfeld, aber statt Halmen überall Ananaspflanzen (die aussehen wie die Blätter einer Ananas, nur in größer, als Busch quasi) mit Früchten in verschiedenen Reifestadien. 
Und außerdem sind wir noch an einem besonderen Tempel mit einem Buddha für Geschäftsleute vorbeigefahren. Lag wohl auf dem Weg. Meine Zweitmama hat dann da Räucherstäbchen angezündet und für eine geschäftlich und finanziell erfolgreiche Zukunft gebetet. Und sie hat sich einfach mal echtes (!) Geld "vom Buddha geliehen". Keine Ahnung ob die roten Umschläge mit Geld da einfach so rum liegen.. oder ob man wohl erst den Buddha fragen muss und wenn er ja sagt, darf man sich einen nehmen.. Ich fand es jedenfalls irgendwie merkwürdig. Zumal ich mich frage, ob man es tatsächlich irgendwann wieder zurück an den Tempel gibt oder nicht (weil Leihgabe und soo). Oder wo das Geld überhaupt herkommt.
Das hier rechts ist der Tempel von innen. Und auf dem langen Tisch in der Mitte würde ich als eine Art Opfergabe beschreiben. Das ist Papiergeld/-gold und Ähnliches, was man vorher zusammen mit den Räucherstäbchen kauft und dann dort für den Buddah hinstellt. Später wird das "Geld" in einem Ofen verbrannt, damit der Buddha es auch erhält...
Ich denke mal, unsere christlichen beziehungsweise westlichen Gebräuche werden den Leuten hier genauso merkwürdig und fremd vorkommen wie uns das soeben Beschriebene^^
Glücklicherweise steppt heute Abend nicht schon wieder der Bär in meinem Hinterhof. Da ist nämlich auch ein kleiner Tempel, in dem und um den herum die Menschen gestern einfach mal Party gemacht haben. Bis nach Mitternacht. Mit Pauken und lauter Musik, Gesang und Gejubel und natürlich mit Feuerwerkskörpern, die scheinbar auf keinem Tempelfest fehlen dürfen. Nun ja, ich fand die Sache nicht allzu lustig, weil ich heute früh aufstehen wollte.
Das habe ich nach einer Nacht mit wenig Schlaf auch getan, weil mir nämlich gesagt worden ist, dass wir auf den Markt gehen, der normalerweise nur morgens ist und gegen 10 Uhr allmählich schließt. Ich also um halb 7 aufgestanden, geduscht und mich in die Küche gesetzt. Da saß ich dann mit meiner Tasse Kaffee und einem Buch (ist auf Chinesisch und ich erreiche eine rasante Lesegeschwindigkeit von maximal eine halbe Seite pro Stunde).-Um halb zehn kam meine Schwester so langsam angetrudelt und ne Stunde später sind wir losgefahren ... ich glaube, ich multipliziere demächst einfach mit dem taiwanesischen Unpünktlichkeitsfaktor, dann passt das wieder :D 
Entgegen meinen Erwartungen hatte der Markt sogar noch offen und wir haben eine Decke und ein Kissen für mich kaufen können (brauche im für das Wohnheim). Das heißt, Shompoos Mama hat bezahlt und es mir geschenkt. Sehr lieb von ihr^^

So, das wäre nun aber wirklich alles für heute. Morgen wollen wir glaub ich zusammen kochen .. und Montag ist schon Mondfestival. Dann wirds also auf jeden Fall wieder spannend! :)



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