Dienstag, 30. September 2014

Von Elefantenbergen und alten Straßen

Nach einer relativ ruhigen Woche habe ich am Wochenende endlich wieder etwas spannenderes unternommen als Chinesisch zu lernen und den Tag in der Uni zu verbringen.
Am Samstag stand zunächst der sogenannte Elephant Mountain (Elefantenberg) auf unserem Plan. Er liegt am südlichen Rand Taipehs und ist insbesondere wegen der beeindruckenden Aussicht über die Stadt sehr bekannt.
In weiser Vorraussicht haben wir, eine koreanische und eine deutsche Freundin und ich, uns erst nachmittags auf den Weg gemacht. Wir wollten nämlich nicht in der prallen Mittagshitze wandern und außerdem später beim Abstieg den Sonnenuntergang bewundern. Mit der Metro ging es zunächst an den Stadtrand Teipehs, von wo aus wir nur noch ein kleines Stückchen bis zum Eingang des "Wander"-Weges laufen mussten. Allerdings erwartete uns dort kein sich in Schlangenlinien den urwaldbewachsenen Berghang hinaufwindender Trampelpfad, sondern Treppen. Ja, genau, Treppenstufen! Mehr oder weniger schurgerade führten sie direkt bis zur Spitze des Elephant Mountain, wo sie in einer Art Aussichtsplattform endeten. Von dort aus führten dann - selbstverständlich wiederum gepflasterte Wege - zu verschiedenen anderen Hügeln der Umgebung. Zwar war es nicht ganz das, was wir uns vorgestellt hatten, aber Spaß gemacht hat es trotzdem.
Unter anderem, weil wir mitten im Urwald gewandert und allerlei spannenden Pflanzen und Tieren begegnet sind - leider waren auch riesige Spinnen dabei, die zwar friedlich in ihren Netzen gehockt haben, aber in meinem Zimmer hätte ich die nicht so gern haben wollen...
Da man innerhalb von 20 Minuten oben ist, hatten wir noch genug Zeit, ein wenig umherzuwandern bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach unten gemacht haben. Natürlich nicht ohne vorher mit gefühlten hundert anderen Menschen zusammen die abendliche Skyline von Taipeh angeschaut und fotographisch festgehalten zu haben! In natura sieht das noch tausendmal schöner und eindrucksvoller aus als auf nem ollen Foto, aber ich denke, man kann wenigstens ansatzweise nachvollziehen, dass der Ausblick vom Elephant Mountain auf Taipeh schon etwas besonderes ist. Im Übrigen ist uns an dem Tag auch aufgefallen, dass der Taipeh 101 immer in verschiedenen Farben leuchtet. Mal ist er blau, dann grün, rot oder lila. Und ein anderes Gebäude hatte ein großes Herz auf dem Dach!
Auf der Rückfahrt vom Elephant Moutain zum Wohnheim ergab sich schließlich spontan ein Sonntagsausflug, als Yunha (die Koreanerin) mich einlud, mit ihr und einem Freund von ihr wegzufahren. Meinen ursprünglichen Plan, mich dem Strandausflug der anderen International Students anzuschließen, hatte ich leider kurzfristig aufgeben müssen, weil ich am Freitag so intelligent gewesen war, im Bikini bei Mittagssonne schwimmen zu gehen. Das leicht schmerzhafte Resultat sollte sich von selbst erklären. Ich habe also nur allzugern Yunhas Angebot angenommen. 
 
Die Reise führte uns nach Jiufen, eine alte Stadt, die etwa anderthalb Stunden mit dem Bus von Taipeh entfernt an der Küste gelegen ist. Dort schlängeln sich winzige Gässchen kreuz und quer an einem Berghang entlang. Vollgestopft mit Menschen ist es, von überall her wehen unterschiedlichste Gerüche und es herrscht eine geschäftige Atmosphäre. Je tiefer man in das Labyrinth von schmalen Straßen und Treppen eintaucht, desto uriger werden die Gebäude. Von kleinen Restaurants und Imbissständen über Souvenirlädchen bis hin zu Teehäusern findet sich in der kleinen Stadt nahzu alles. Ganz zu schweigen von dem malerischen Ausblick, der sich uns auf das am Fuße des Berges gelegene Meer bot! Diesen haben wir in einem der zahlreichen Teehäuser mit allen Sinnen in uns aufnehmen können, während wir entspannt unseren traditionell servierten Tee genossen. Fast schon ein wenig kitschig kamen wir uns vor, aber andererseits war es auch irgendwie genau das, was man sich unter "Asien" normalerweise vorstellt. Oder?
Nachdem wir uns endlich von der gemütlichen, meditativen Stimmung des Teehauses hatten losreißen können, sind wir durch die verwinkelten Gassen zurück zur Busstation geschlendert. Natürlich nicht ohne hier und da verrückte Kleinigkeiten zu probieren; zum Beispiel mit frisch gemahlenem Erdnusspulver überstreutes Eis, das in hauchdünnem Pfannkuchenteig eingewickelt war.
Mit dem Bus ging es dann weiter in das etwa zehn Minuten entfernte Bergbaumuseum. Nicht etwa ein Kohlebergwerk, sondern eine alte Goldmine! Inzwischen sind die Goldvorkommen erschöpft und die Mine ist stillgelegt, aber man kann auf dem ganzen Gelände allerhand über den Abbau beziehungsweise die Gewinnung und Raffinerie von Gold lernen. Beim Abendessen konnten wir erneut einen wunderschönen Sonnenuntergang ansehen; diesmal sogar mit Blick aufs Meer! Danach sind wir wieder in den Bus gestiegen und nach Taipeh zurückgefahren. Dabei hat uns die Busfahrt insgesamt gerade mal fünf Euro gekostet. Öffentliche Transportmittel sind hier zwar normalerweise immer im Vergleich zu Deutschland recht günstig, aber es erstaunt mich doch immer wieder aufs Neue. Genauso wie man in nahezu alle Museen umsonst oder zumindest sehr erschwinglichen Eintrittspreisen hinein kommt, insbesondere als Student.














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